Tagebücher und Briefe: Quellen zum Musenhof Löbichau

Herzogin Anna Dorothea von Kurland nach Grassi (Museum Burg Posterstein)

Herzogin Anna Dorothea von Kurland nach Grassi (Museum Burg Posterstein)

Sehr viele Publikationen über die Herzogin von Kurland sind bislang nicht erschienen. Viel öfter findet sie im Kontext ihrer Töchter Wilhelmine und Dorothée Erwähnung. Monographien über Wilhelmine von Sagan stammen u. a. von Clemens Brühl und Dorothy Gies McGuigan. Die wichtigste Quelle über Dorothée von Dino-Talleyrand bildet ihre eigene Chronik, veröffentlicht von ihrer Urenkelin, Jean de Castellane. Sie fand auch Eingang in die Werke von Marie von Bunsen, Philip Ziegler und Micheline Dupuy. Lange Zeit beruhten die meisten Beschreibungen der Herzogin Anna Dorothea auf der 1823 erschienenen Biografie von Christoph August Tiedge, den Erinnerungen Gustav Partheys, Elisa von der Reckes oder Emilie von Binzers.

Die Universität Jena kaufte die Reste des Löbichauer Hausarchivs der Herzogin 1957 von der Familie Tümpling. Nachdem Schloss Löbichau 1907 verkauft und ein Großteil des Inventars versteigert worden war, überführte die Familie das Hausarchiv in den Tümplingschen Besitz nach Thalstein bei Jena, wo Wolf von Tümpling die Tagebücher und den Bestand an Briefen redigierte. Zusammen mit den handschriftlichen Abhandlungen entstanden, ergänzt durch Fotografien, Grafiken, Reproduktionen, Zeitungsausschnitte, Briefe und Fragmente aus Tagebüchern der Herzogin Anna Dorothea, zwei Fassungen einer Familienchronik.

Die Tagebücher Anna Dorothea von Kurlands

Die 19 Tagebücher findet man unter den Signaturen ThULB Jena, Nachlass Biron, Abt. A, Tagebuch Nr. I bis XIX. Der Bestand umfasst die Jahre 1802 bis 1821, wobei für 1808 und 1812 keine Bücher, sowie für der ersten Halbjahre 1810 und 1814 keine Aufzeichnungen vorhanden sind. Die Neunzehn Bände dokumentieren Zeitgeschichte, erzählen von Politik, von Personen, von Tagesabläufen, von wichtigen und unwichtigen Dingen, von der Geburt der Enkel und vom Tod von Freunden, berichten über ganz Persönliches oder über hoch Offizielles aus dem Leben dieser Frau.

Anna Dorothea von Kurland, gezeichnet von Grassi (Museum Burg Posterstein)

Anna Dorothea von Kurland, gezeichnet von Grassi (Museum Burg Posterstein)

Die Briefe der Herzogin

Der Briefbestand erstreckt sich über den Zeitraum 1787 bis 1821 und ist im Nachlass Biron, Abt. B, I, Bl. 1-542 verzeichnet. Ein Teil der Briefe und auch verschiedene Abschnitte der Tagebücher sind auf Französisch geschrieben. Meistens jedoch verfasste die Herzogin ihre Einträge und die Korrespondenz auf Deutsch.

Eine systematische Auswertung der in der Abteilung Handschriften und Sondersammlungen der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena verwahrten Quellen begannen Sabine und Klaus Hofmann ab Anfang der 1990er Jahre. Ergebnisse dieser Arbeit wurden im Museum Burg Posterstein 2004, 2007 und 2011 veröffentlicht. Damit konnten biographische Lücken geschlossen und erstmals eine auf neueren Forschungen basierende Darstellung des Lebens der Herzogin Anna Dorothea von Kurland vorgelegt werden.

Auf der Suche nach den Briefen der Herzogin von Kurland, die Gertrude Aretz in ihrer 1927 erschienen Biographie Auguste Charlotte von Kielmannsegges aufführte, traf Sabine Hofmann 2009 auf den im Brandenburgischen Landeshauptarchiv verwahrten Bestand „Familienarchiv der Grafen zu Lynar auf Lübbenau“, wo unter den Einzelnachlässen im Abschnitt 38 die von Dorothea von Kurland und Dorothée de Perigord verfassten Briefe enthalten sind.

Für die im 2011 erschienenen Buch „Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen“ (ISBN 978-3-86104-086-6) veröffentlichten Texte „Der kurländische Salon in Berlin“ und „Von Kurland nach Löbichau“ wurden eine ganze Reihe der Briefe von Mutter und Tochter an Charlotte Auguste von Kielmannsegge aus den Jahren 1803 bis 1818 ausgewertet. Allerdings birgt der Gesamtbestand „Familienarchiv Lynar“ in Potsdam noch zahlreiche weitere Quellen, um Forschungsfragen im Zusammenhang mit der Familie Biron von Kurland zu lösen.

Die letzten Zeilen

Die letzte Eintragung in ihr Tagebuch notierte die Herzogin von Kurland mit schwacher Hand am 15. August 1821. Am 20. August 1821 starb Anna Dorothea in Löbichau und wurde unter Anteilnahme von 7000 Trauergästen im „Herzoglichen Begräbniß im Hain“ beigesetzt.

Buch Zwischen Metternich und Talleyrand

Buch “Zwischen Metternich und Talleyrand”

Einen Überblick über den Inhalt der Tagebücher bietet das 2004 im Museum Burg Posterstein erschienene Buch:

„Zwischen Metternich und Talleyrand – Der Musenhof der Herzogin von Kurland im Schloss zu Löbichau.
Sabine und Klaus Hofmann
Museum Burg Posterstein, 2004
ISBN 3-86104-066-2
104 Seiten, s/w mit zahlreichen Abbildungen
Preis: 12.50 Euro



2011 erschien die Publikation "Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen"

2011 erschien die Publikation “Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen”

Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen – Europäische Salonkultur um 1800. Zum 250. Geburtstag der Herzogin von Kurland. Museum Burg Posterstein, 2011. (248 Seiten, farbig, ISBN 978-3-86104-086-6, 29,00 Euro – Bei schriftlicher Bestellung erfolgt die Zusendung des Buches auf Rechnung, zzgl. Versandkosten.)

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