In Posterstein bebt die Erde
Das schwerste Beben in der Region wurde am 6. März 1872 verzeichnet – sein Herd lag im Bruchfeld zwischen Posterstein und Schmölln – in Fachkreisen bekannt als das Mitteldeutsche Beben von 1872. Karl Theordor Liebe (1828-1894), Professor am Fürstlichen Gymnasium in Gera, berichtete über die Auswirkungen des Bebens in Posterstein. Unter anderem hätte der Burgturm geschwankt und Feldbrocken seien am Burgberg ins Rollen gekommen. Damals entstanden auch im drei Meter dicken Bergfried und an der Brücke der Burg Posterstein tiefe Risse:
„Am alten Schloß haben wir eine Menge Risse gesehen, die mit frischem Bruch durch Mörtel und Stein hindurch verliefen. In den Kellern des alten Schlosses ist soviel von den Decken abgebröckelt, daß mehrere 100 Liter Milch unbrauchbar wurden. Das neue Schloß (Herrenhaus) neben dem alten errichtet, hat durchweg 2 Ellen (1,2 m) und im 1. Stock 1 1/2 Ellen (0,90 m) starke Mauern. Es existiert aber keine Stube, kein Kämmerchen, welche nicht Mauer- und Deckenrisse aufweisen“, berichtete Karl Theordor Liebe.
Der Riss in der Brücke wurde bei einer Restaurierung 1997 saniert, der Riss im Bergfried folgte erst 2013, man kann die Stelle beim Aufstieg auf den Turm aber auch heute noch sehen.
Zeitzeugen berichten
Der Postersteiner Lehrer und Historiker Ernst Bräunlich zeichnete die Erinnerungen des Nöbdenitzer Pfarrers Johann Michael Nürnberger auf, der das Beben von 1872 selbst miterlebte: „Im Dorfe liefen von allen Seiten die Leute aus den Häusern und erzählten, wie sie vor Angst die Häuser eilig verlassen hatten. Die Bäume hätten geschwankt, und auf der Straße hätten Sie ein Gerassel gehört, als wenn 6 bis 8 schwerbeladene Wagen im Trab vorbeifuhren. Im Ort sind 7 Feueressen eingestürzt. Das Ereignis bildete noch lange den Gegenstand der gegenseitigen Mitteilungen.“
Die geologische Sammlung des langjährigen Postersteiner Lehrers Ernst Bräunlich (1913 – 2000) wurde 1993 vom Museum erworben. Sie besteht hauptsächlich aus verschiedenen Gesteinsproben der Region und deren Dokumentation nach Fundorten.
Die Dauerausstellung: Geologie
Als Grundkonzept wurde das “Studienkabinett” gewählt, d.h. Sammlung, Forschung und Präsentation sind in einem engen räumlichen Zusammenhang gestellt. Dabei war es nicht beabsichtigt, eine umfassende Darstellung der Geologie der Region zu vermitteln, sondern vielmehr mittels ausgewählter Aspekte Interesse an einem Besuch von Spezialmuseen zu wecken (z. B. dem Objekt 90, das die Geschichte der Wismut beleuchtet).
Die Ausstellung im Museum Burg Posterstein versucht kurz die regionalen geologischen Verhältnisse zu beschreiben und sichtbar zu machen. Ferner erfährt der Besucher Wichtiges über den ostthüringischen Uranbergbau (Wismut) bis 1990.
Einen weiteren Abschnitt bilden Informationen über die Erdbebensituation der Region, die ihren bisher unbestreitbarsten Ausdruck im mitteldeutschen Erdbeben von 1872 hatte.
So kann man sich in der Ausstellung des Museums auch über die Arbeit der Erdbebenmessstation der Friedrich-Schiller-Universität Jena informieren.
Das Institut für Geowissenschaften, Angewandte Geophysik/Arbeitsgruppe Seismologie führt seit 1980 zunächst Messungen in Posterstein durch. Damals war die Station in einem Keller der Burg Posterstein untergebracht und eine von 10 Stationen des Messstationennetzes des Instituts. Da die Schwingungen des Burgturms die Messergebnisse beeinflussten, befindet sich die Station heute im Nachbarort Heukewalde. Die Aufzeichnungen des Heukewalder Seismometers können auf der Website des Instituts unter dem Kürzel HKWD eingesehen werden. Auf der Website der Gemeinde Heukewalde gibt es Zusammenfassungen der letzten größeren seismografischen Ereignisse.
Aufgabe des Institutes ist es, ein Netz der seismologischen Überwachung der Region Ostthüringen/Westsachsen zu unterhalten. Neben der Erstellung eines detaillierten Katalogs sind vor allem Untersuchungen zu speziellen Krustenstrukturen, zum Spannungsfeld, zur Spannungsinversion, zu MOHO-Diskontinuitäten, zur seismischen Gefährdung und zur Neubewertung von Magnituden-Bestimmungen besonders wichtige Forschungsschwerpunkte in Jena.
Traditionell liegt ein weiterer Schwerpunkt der seismologischen Forschung auf der Untersuchung von Schwarmbeben in der Region Vogtland/NW Böhmen. Vor allem das systematische Studium dieser besonderen Form der Erdbebentätigkeit mit modernsten Methoden liefert neue Erkenntnisse über deren Ursachen und Charakteristik.
Zur Veranschaulichung dieser Thematik in der Ausstellung dient ein Seismograph (Bild oben). Stattfindende Erdbeben oder Bodenbewegungen durch Besucher werden sichtbar auf einen Monitor übertragen. Über aktuelle Ereignisse berichten wir auf unseren Profilen auf Facebook und Twitter.