Altenburger Spielkarten: 500 Jahre alte Tradition
Die ersten bekannten Altenburger Spielkarten verwahrt der Vogtländische Altertumsforschende Verein im Museum Hohenleuben. Die Holzschnitte zeigen nicht nur Herz oder Schell, sondern neben dem Altenburger Stadtwappen und dem Namen des Kartenmachers Hockendorf, auch die Jahreszahl 1509. Bereits vor 500 Jahren gab es demnach nicht nur in Altenburg, sondern in der ganzen Region gute Absatzbedingungen für Spielkarten.
Das schnelle Glück
Sowohl der Adel als auch das Bürgertum liebte es zu spielen und hoffte auf das schnelle Glück. Aber auch die für ihren Reichtum bekannten Altenburger Bauern verbrachten ihre freie Zeit in den zahlreich vorhandenen Gasthöfen und fanden dort schnell Partner für ein Kartenspiel. So war der Bedarf für das Objekt des Spieles jederzeit vorhanden.
Ob auch die Herzogin von Kurland in ihrem Löbichauer Musenhof mit in Altenburg hergestellten Karten Whist, Boston oder L`hombre spielte, ist leider nicht überliefert.
Auf jeden Fall wurden Altenburger Spielkarten von der Spielrunde des Kanzlers Hans Carl Leopold von der Gabelentz (1787-1831) benutzt. Der Besitzer des Rittergutes Poschwitz (weitere Infos zu Altenburger Rittergütern) spielte nachweislich 1813 das erste Mal Skat. Mit ihm spielten sein Vetter, der spätere sächsische Staatsminister Bernhard August von Lindenau, der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus und der Hofadvokat Friedrich Ferdinand Hempel.
Altenburger Spielkarten: Aus der anfänglichen Manufaktur entsteht eine Industrie, dann ein Kulturgut
Das Skatspiel fand rasch Verbreitung. Bald veröffentlichte man gar ein Regelbüchlein. Inzwischen reichte es längst nicht mehr, Karten in Manufaktur herzustellen. 1832 gründeten die Brüder Otto (1800-1859) und Bernhard Bechstein (1810-1897) die Altenburger Spielkartenfabrik. Gedruckt wurden alle möglichen Spiele von Doppelkopf, Whist, Patience, Poker bis hin zu Tarock und Skat. Beliebt sind bis heute das Altenburger „Deutsche Kornblumenblatt” und die „Französischen Klubkarten“. Der Bedarf an Künstlern, die immer neue Bilder entwickelten, war schon früher groß. Zahlreiche Lithographen fanden in Altenburg ihr Auskommen.
Altenburger Spielkarten und das Skatspiel machten die Stadt Altenburg weit über ihre Grenzen hinaus bekannt
Nach dem ersten Weltkrieg regte der Altenburger Spielkartenfabrikant Carl Schneider an, im Residenzschloss ein Spielkartenmuseum einzurichten. Er legte den Grundstock für eine bedeutende Sammlung zur Spielkartengeschichte, die allerdings 1946 komplett abtransportiert wurde und in Russland vermutet wird. Inzwischen baute man neue Sammlungen auf und das Schloss- und Spielkartenmuseum bietet heute einen guten Überblick über die Geschichte der Altenburger Spielkarten. Darüber hinaus ist Altenburg heute Sitz der Geschäftsstelle des Deutschen Skatverbandes und Sitz des deutschen Skatgerichts.
Publikationen zum Thema:
Mit offenen Karten – 500 Jahre Altenburger Spielkarten. Sammlung Gerd Matthes. Museum Burg Posterstein, 2009 (40 Seiten, farbig, Preis: 5,90 Euro)