Familie Pflugk: Postersteins bedeutendste Burgherren
Seit dem 16. Jahrhundert finden sich Vertreter der Familie Pflugk in den genealogischen Einträgen zahlreicher Rittergüter der Region. Die Ansiedlung der Familie hängt eng mit der Übernahme eines der bedeutendsten Adelssitze im Herzogtum zusammen – Posterstein.
1528 verkaufte Nickel von Ende das seit dem 14. Jahrhundert in reußischem Lehn befindliche (Poster)stein samt seinen Besitzungen für 17.500 Gulden an seine Vettern, die Gebrüder Julius, Haubold, Tham, Andreas und Christoph von Pflugk auf Eythra (Eithra) aus dem meißnischen Adelsgeschlecht der Pflugke.
Ein Bischof und ein Ritter
Besonders über Julius und Haubold Pflugk gibt es einige historische Überlieferungen. Julius wurde Domprobst in Zeitz und Bischof in Naumburg. Der überaus gelehrte Mann galt als wichtiger Gegenspieler der Reformatoren.
Haubold dagegen war in den Staatsdienst seines Landesherren Kurfürst Johann Friedrich eingetreten und übernahm die Pflichten des Ritterdienstes für seine Mitbelehnten. So kamen im Schmalkaldischen Krieg vier Pferde, ein Heerwagen, zwei Bogenschützen, ein Hellebardier und ein Langspießer aus Posterstein zum Einsatz. Das Rittergut wuchs in dieser Zeit und die Burg wurde in ein Schloss verwandelt.
Gerichtsbarkeit über Hals und Hand
1554 erwarb Haubold von Pflugk von Heinrich von Wildenfels auf Ronneburg über die bereits vorhandenen Obergerichte über Posterstein, Nöbdenitz und Raudenitz hinaus, für 1150 Gulden noch die Gerichtsbarkeit über 14 weitere Orte. Während die niedere Gerichtsbarkeit neben Vormundschaftsangelegenheiten, Erbschaften und Verkäufe regelte, ermöglichte die obere Gerichtsbarkeit, über Hals und Hand zu richten. Ausdruck dieser Gerichtsbarkeit waren der Pranger unweit des Hospitals (des alten Gasthofes) und das Verlies im Turm. Zunächst saß Haubold Pflugk noch selbst zu Gericht und sprach Recht. In der Folge nahm diese Aufgabe spätestens seit 1543 ein Schosser (Verwalter) wahr. Dazu gab es Richter und Schöffen aus verschiedenen Orten der Grundherrschaft. Nur wenige Todesurteile wurden gefällt, Verliesaufenthalte waren selten und die meisten Rechtssprechungen betrafen neben Vormundschafts- und Erbangelegenheiten die Einhaltung der Dorfordnungen.
Auf Burg Posterstein wohnten 20 Menschen
Die erste bekannte Einwohnerzählung aus dem Jahr 1580 ergab für Posterstein 192 Bewohner in 29 Häusern. Damit gehörte der Ort zu den größten Dörfern des Herzogtums. Auf Burg Posterstein lebten 20 Personen, unter ihnen Tham Pflugk, seine Frau und die beiden Kinder.
Das Erbbuch der Familie Pflugk aus dem Jahr 1550 gibt genaue Auskunft über die Zins- und Fronverhältnisse des Rittergutes Posterstein im 16. Jahrhundert.
Tham Pflugk und der Streit um den Logensitz in der Nöbdenitzer Kirche
Als Cäsar Pflugk (später auf Weißbach) die Grundherrschaft Posterstein 1575 für 26.000 Gulden an seinen Vetter Tham aus der Strehlaer Familienlinie verkaufte, kam es zur Abspaltung des Nöbdenitzer Besitzes. Gleichzeitig ging der Logensitz in der dortigen Kirche verloren, was Tham Pflugk schließlich veranlasste, in Posterstein eine eigene Kirche mit eigener Loge bauen zu lassen. Er stellte dafür ein Grundstück zur Verfügung, das ehemals zur Befestigungsanlage der Burg gehörte.
Tham Pflugk galt als gelehrt, hatte neben anderen Ländern auch Italien bereist und stand als Kanzler in Altenburger Hofdiensten. Er vergrößerte seinen Rittergutsbesitz auf Kosten der Bauern wesentlich.
1575 ließ Tham Pflugk auf Bauerngrund die Neue und spätere Rote Mühle bauen und als Rittergutsmühle nutzen.
Reußen und Wettiner streiten um Posterstein
Der durch die Verweigerungshaltung Tham Pflugks selbst vom Zaume gebrochene Lehnstreit zwischen Reußen und Wettinern gipfelte allerdings 1596 unmittelbar nach Thams Tod in der Besetzung Postersteins durch die Reußen und der darauf folgenden Vertreibung der reußischen Besatzung durch 50 herzogliche (altenburgische) Trabanten.
Gasthöfe, Mühlen und Eisenerzabbau
Thams Erbe war der kursächsische Kammerrat zu Dresden und Berghauptmann, Georg Pflugk d.Ä. Dem einflussreichen Politiker gelang es zwischen 1600 und 1621 das Gut weiter auszubauen. Er nutzte alle Möglichkeiten, um weitere Besitzungen und Rechte zu erwerben. So kaufte er die Erbschankrechte für die Gasthöfe in Posterstein und Vollmershain und weitere Felder, Wiesen und Mühlengrundstücke. 1603 erhielt Georg Pflugk das Privileg Eisenerz abbauen und schmelzen zu dürfen. Es sollen die Gruben St. Johannis bei Vollmershain, St. Magdalena und Dorothea bei Posterstein bestanden haben. Der Schürferfolg scheint aber nur unwesentlich gewesen zu sein, denn die Förderung wurde später nicht fortgesetzt.
Pest und Schulden im 30jährigen Krieg
Der 30jährige Krieg mit all seinen bekannten Folgen, wie Seuchen, Steuererhöhungen und Truppeneinquartierungen beeinträchtigte nicht nur die Wirtschaftskraft des Gutes, sondern auch die Verwaltung und den baulichen Zustand der Gebäude erheblich. Bereits 1618 forderten die Reußen Pflugk auf, seine Untertanen mit Waffen zu versehen und jederzeit in Bereitschaft zu halten.
1633 und 1637 brachen in Posterstein Pestseuchen aus, woran allein 1633 neununddreißig Einwohner starben. Von 1647 zu 1648 stieg die Steuerlast des Dorfes von 90 auf 183 Gulden. 1632 hatte das Haus Posterstein über 566 Gulden Schulden.
Geleitstraßen-, Bergbau und Marktrechte für Posterstein
Als Georg Dietrich Pflugk 1666 Posterstein von seinem Vater Alexander Pflugk übernahm, lag die Verwaltung des Gutes am Boden, die Gebäude waren sanierungsbedürftig und die Schulden hoch. Deshalb ließ er sämtliche Zins- und Fronregister neu aufzustellen, neue Dorf- und Gerichtsordnungen erstellen und das gesamte Obergeschoss des Schlosses erneuern. Seine Stellung als Geheimer Rat und Kanzler in Gotha-Altenburg und Vizehofrichter in Jena nutzend, sicherte er sich weitere Privilegien, wie das Geleitstraßenrecht, Bergbaurechte und das Marktrecht. So erhielt er die Oberaufsicht über die durch Posterstein führende Heer- und Geleitstraße von Gera nach Zwickau, die Genehmigung zum Gasthausbau in Schönhaide, das Privileg zur Nutzung eines Salzbrunnens in Thonhausen und zur Steinkohleförderung in Vollmershain, Jagdrechte in Pillingsdorf und das Marktrecht für einen Michaelis- und einen Walburgismarkt in Posterstein.
Ein Schnitzwerk für die Kirche und ein Schulhaus für das Dorf
Die Kirche ließ Pflugk mit einem kunstvollen Holzschnitzwerk ausstatten. 1676 wurde das erste Schulhaus in Posterstein gebaut, welches dann 1764 einer Feuersbrunst zum Opfer fiel und neu errichtet werden musste. Bis dahin nahmen die Postersteiner Kinder seit 1577 einen Tag in der Woche am Unterricht im benachbarten Nöbdenitz teil. Die Gutseinkünfte stiegen auch, weil Frondienste zunehmend als Geldleistungen erbracht wurden. So sah sich Georg Dietrich Pflugk im Jahr 1695 auch in der Lage, den 1575 verlorenen Familienbesitz in Vollmershain zurückzukaufen.
Georg Carl von Pflugk (1678-1748) war der letzte Pflugk auf Posterstein. In Posterstein hinterließen die Pflugks nach fast 200 Jahren nicht nur ihr Wappen am Schnitzwerk in der Kirche. Vielmehr hatte sich am Fuße der Burg eine kleine Burgstadt entwickelt mit zahlreichen Handwerkern, Marktrecht und einer Bevölkerungszahl, welche die der Nachbarorte erheblich übertraf.
Zum Weiterlesen:
Aus der Geschichte der Burg Posterstein
Das Schnitzwerk in der Burgkirche Posterstein
“Was führten die Postersteiner Ritter im Schilde” – Blogpost über Postersteiner Burgherren