Holzschnitzer Johannis Hopf: Verbrecher oder genialer Künstler?
In der Postersteiner Burgkirche befindet sich ein einmaliges barockes Schnitzwerk. Von dessen Schöpfer Johannis Hopf kennt man bis heute nur den Name und ein Jahr.
Das Schnitzwerk besteht aus einer prachtvollen Ausstattung in ungefasstem Lindenholz mit Altar, Kanzel und Herrschaftsempore. Einzigartig sind die vier Hohlsäulen des Altars, die einen Baldachin mit der Darstellung der Passionsgeschichte tragen.
Die Jahreszahl 1689 und eine Inschrift „Johannis Hopf 1689“ sind bis heute die einzigen Spuren, die auf den Künstler und seine Zeit deuten. Kein Wunder, dass sich um den unbekannten Hopf eine Vielzahl von Legenden ranken.
Wer war Johannis Hopf?
Der Sage nach: ein wandernder Holzschnitzer, der zum Verbrecher wurde und sein Leben im Burgverlies fristete. Oder war er vielmehr ein bisher unbekannt gebliebener Meister, der diese umfangreiche Kirchenausstattung als sein Lebenswerk ausführte?
Eine Spur führt zur sächsischen Familie von Römer
Begibt man sich auf Spurensuche, so kommt man zwangsläufig zur sächsischen Familie von Römer. Die Römers, gut begütert, verheirateten zwei Töchter mit den Herren von Pflugk in Posterstein.
Auch die Römersche Hauskapelle war mit einem Schnitzwerk ausgestattet, das die gleiche Handschrift trägt, wie die des Postersteiner Meisters.
Doch auch hier, wie in Posterstein, gibt es in den Archiven keine Hinweise auf die Entstehung des Kunstwerks, auf die entstandenen Kosten oder gar zur Person des Schnitzers.
So stellen sich dem Interessierten viele Fragen:
- Benutzte er als Vorlage für seinen Lindenholz-Altar Gian Lorenzo Berninis Altar im Petersdom in Rom?
- Kannte er diesen vom Augenschein her oder nur von zeitgenössischen Ansichten?
- War alles überhaupt für die Postersteiner Kirche gedacht oder kauften die beiden Familien eine fertige Arbeit, die sie dann aufteilten?
Wir können es bis heute nicht genau sagen.
Das Schnitzwerk des Johannis Hopf ist kunstgeschichtlich einmalig
Trotzdem haben wir es mit einem einzigartigen Kunstwerk zu tun, das der kleinen Burgkirche zu überregionaler Bedeutung verhilft.
Kunstgeschichtlich einmalig sind Hopfs „Hohlsäulen“. Die ausgesuchten Lindenstämme hat der Künstler zur Säule geformt, durchbohrt und auf etwa 3 Zentimeter Durchmesser ausgehöhlt, um dann darin fruchtverzierte Spiralbänder einzuschnitzen – das sucht seinesgleichen.
Zum Weiterlesen:
Hinweis zur Besichtigung:
Leider gestattet die Kirchgemeinde nicht mehr die Fachführungen des Museums in der Burgkirche. Damit endet nach 65 Jahren dieser beliebte Besucherservice. Wir bedauern das sehr. Die Kirche ist seit dem 1. Januar 2017 für den Besucherverkehr im Tagestourismus geschlossen und nur noch auf Anfrage bei der Kirchgemeinde oder während der Gottesdienste zu besichtigen.