Ausstellung: “Sonst nichts Neues” – Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg
Datum + Uhrzeit: 31.08.2025 - 16.11.2025, ganztags / all day
Ort: Sonderausstellung - Museum Burg Posterstein
Im Mittelpunkt der Ausstellung „Sonst nichts Neues“ steht Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg. Als Teil davon thematisiert die gleichnamige Wanderausstellung der Hans-Fallada-Gesellschaft e.V. und des Literarturzentrums Neubrandenburg die vollständig erhaltenen Feldpostbriefe von Ulrich Ditzen, dem jüngeren Bruder des berühmten Schriftstellers Hans Fallada. Darüber hinaus zeigt das Museum Burg Posterstein über zweihundert Feldpostkarten von Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg. Rudolf Ditzen (alias Hans Fallada) selbst erlebte den Kriegsbeginn als Eleve auf dem Rittergut Posterstein. Während der Rittergutsbesitzer im Krieg war, kümmerte er sich um die täglichen Geschäfte. Die Kabinett-Ausstellung verknüpft die Feldpost von der Front mit dem Leben in der Heimat.
Ausstellungseröffnung mit Vortrag
Zur Ausstellungseröffnung am Samstag, 30. August 2025, 15 Uhr, in der Neuen Scheune Posterstein spricht Christian Winterstein von der Hans-Fallada-Gesellschaft e. V. zum Thema “Auf Spurensuche: Ulrich Ditzen, Hans Fallada und der Erste Weltkrieg“. Er hat die Wanderausstellung der Hans-Fallada-Gesellschaft, die Teil der Ausstellung ist, kuratiert. Weitere Infos dazu.
Workshop und Vortrag
Im Zusammenhang mit der Ausstellung findet am 25. September 2025, 16 Uhr, ein Workshop statt, in dem Feldpost aus Privatbeständen gemeinsam entschlüsselt wird. Bei Erlaubnis durch die Eigentümer könnte das Museum die Postkarten für das Museumsarchiv digital sichern. In einem Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde am 2. Oktober 2025, 18 Uhr, werden Auszüge aus der gelesenen Post einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Sonst nichts Neues
„Sonst nichts Neues“ – Nicht nur Hans Falladas Bruder Ulrich Ditzen verwendete diese Formulierung in seinen Feldpostbriefen aus den Schützengräben in Frankreich. Auch Florus Kirmse aus Nöbdenitz schrieb so an seine Verlobte Hilma Kriebitzsch aus Heyersdorf aus dem Felde. Den Postkarten-Verkehr des jungen Paares hat Klaus Köhler aus Wettelswalde aufbewahrt und dem Museum Burg Posterstein für die Zeit der Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Solche Feldpostkarten sind wichtige historische Zeugnisse. Wie viele von ihnen noch in Haushalten des Altenburger Landes schlummern, zeigte dem Museumsteam die riesige Resonanz auf den Aufruf, der Ausstellung Feldpost aus privaten Schätzen beizusteuern.
So gehen nun zahlreiche Leihgaben von Privatsammlungen in die Sonderschau ein. Das Museumsteam hat sie gelesen und viele bewegende Einzelschicksale recherchiert und für die Ausstellung aufbereitet.
“Sonst nichts Neues” steht hier (gelb markiert) auf einer Feldpostkarte eines Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg
Rudolf Ditzen blieb in Posterstein
Viele Soldaten unserer Region kämpften im 8. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 153, das als Teil des IV. Armee-Korps war, an der Westfront. Daher verschlug es viele Soldaten aus unserer Region, ähnlich wie Rudolf Ditzens Bruder Ulrich, nach Frankreich.
Als Millionen Männer freiwillig in den Krieg zogen, absolvierte Rudolf Ditzen gerade eine landwirtschaftliche Lehre auf dem Rittergut Posterstein. Im Museum Burg Posterstein ergänzen wir das Ausstellungsprojekt der Hans-Fallada-Gesellschaft und des Literaturzentrums Neubrandenburg daher mit Informationen zu Hans Falladas Zeit in Posterstein.
Zudem zeigen wir Feldpost von Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg.
Von der Schulbank an die Front
„Vielen Dank für die Hosenträger, fürs Erste trage ich noch die alten. Schon der Preis lässt mich die Benutzung noch möglichst lange herausschieben. Sonst nichts Neues. Tausend Grüße Euer alter Uli“.
Das waren die letzten Briefzeilen des 21-jährigen Ulrich Ditzen, Leutnant der Reserve im 7. Königlich Sächsischen Feldartillerie-Regiment 77. Er war vier Jahre lang als Soldat im Ersten Weltkrieg. Wenige Wochen vor Kriegsende, am 12. August 1918, starb er an der Westfront.
Letzter Feldpostbrief von Ulrich Ditzen, 10. August 1918 (Literaturzentrum Neubrandenburg, Hans-Fallada-Archiv)
Als am 1. August 1914 der Erste Krieg ausbrach, befand sich Rudolf Ditzen als Eleve auf dem Rittergut Posterstein. Die Kunde vom Krieg drang in jedes noch so kleine Dorf vor, denn fast alle jungen und auch ältere Männer meldeten sich freiwillig zum Kampf. Der Kriegsdienst war ideologisch überhöht, niemand hatte mehr persönliche Erinnerungen an die Schrecken, die Kriege immer mit sich bringen.
Auch Rudolf Ditzen wollte in den Krieg ziehen, wurde aber ausgemustert. So kehrte er nach Posterstein zurück, wo er auf dem Rittergut dringend gebraucht wurde. Denn der Rittergutsbesitzer Walter Herrmann und sein Inspektor wurden eingezogen. Fortan war der Eleve Rudolf Ditzen derjenige, der die verbliebenen Arbeitskräfte einteilte, die Produkte verkaufte, die Löhne auszahlte und die Obhut über Tiere und Felder hatte.
Die Postkarte aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein zeigt das Rittergut Posterstein vor der Bodenreform. Die Karte ist vom 10. Oktober 1926.
Die geschlossen erhaltene Sammlung der Feldpostbriefe Ulrich Ditzens ist Dokument und Quelle einer Generation, die von der Schulbank an die Front zog. Zwischen Gefechtslärm und Kriegsalltag bilden die Briefe einen Lebenslauf ab, dessen Fragmente den anonymen Gesamtdarstellungen und Schlachtverläufen die unmittelbare Wahrnehmung eines jungen Menschen als Soldat gegenüberstellen: Wünsche und Träume, Ängste und Hoffnungen, Ehrgeiz und Ekel, Sinnfragen an das eigene Leben und die Sehnsucht, endlich wieder nach Hause zu kommen.
Falladas Lebens- und Schreibort mit dem heutigen Hans-Fallada-Museum und -Archiv in Carwitz war Ausgangspunkt der Wanderausstellung, die auf der Grundlage von über 500 Feldpostsendungen und fast 300 Fotografien die kurze Biografie Ulrich Ditzens rekonstruiert und illustriert.
Zum Weiterlesen: Hans Fallada in Posterstein
Das Buch “Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein” stellt ausschließlich diesen Lebensabschnitt des Schriftstellers dar.
Weitere Informationen zu Rudolf Ditzens Zeit in Tannenfeld und Posterstein gibt es hier auf unserer Website und ganz ausführlich im Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“.
Dank
Wir danken der Hans-Fallada-Gesellschaft e.V., dem Literaturzentrum Neubrandenburg, dem Fliegenden Salon im Altenburger Land und dem Bundesprogramm “Demokratie leben!”: