Ausstellung: “Sonst nichts Neues” – Die Feldpostbriefe von Hans Falladas Bruder Ulrich Ditzen
Datum + Uhrzeit: 31.08.2025 - 16.11.2025, ganztags / all day
Ort: Sonderausstellung - Museum Burg Posterstein
Die Sonderschau „Sonst nichts Neues“ behandelt die vollständig erhaltenen Feldpostbriefe von Ulrich Ditzen, dem jüngeren Bruder des berühmten Schriftstellers Hans Fallada. Als Millionen Männer freiwillig in den Krieg zogen, absolvierte Rudolf Ditzen – so der bürgerliche Name des Schriftstellers – gerade eine landwirtschaftliche Lehre auf dem Rittergut Posterstein. Im Museum Burg Posterstein ergänzen wir das Ausstellungsprojekt der Hans-Fallada-Gesellschaft und des Literaturzentrums Neubrandenburg daher mit Informationen zu Hans Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein. Zudem möchten wir Feldpost aus unserer Region zeigen und in einem Zeitzeugen-Salon mit Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam lesen.
„Vielen Dank für die Hosenträger, fürs Erste trage ich noch die alten. Schon der Preis lässt mich die Benutzung noch möglichst lange herausschieben. Sonst nichts Neues. Tausend Grüße Euer alter Uli“.
Das waren die letzten Briefzeilen des 21-jährigen Ulrich Ditzen, Leutnant der Reserve im 7. Königlich Sächsischen Feldartillerie-Regiment 77. Er starb am 12. August 1918, wenige Wochen vor Kriegsende, an der Westfront.
Ulrich Ditzen, der jüngere Bruder des Schriftstellers Hans Fallada, war vier Jahre lang Soldat im Ersten Weltkrieg. Als am 1. August 1914 der Krieg ausbrach, befand sich sein Bruder Rudolf Dietzen als Eleve auf dem Rittergut Posterstein. Die Kunde vom Krieg drang in jedes noch so kleine Dorf vor, denn fast alle jungen und auch ältere Männer meldeten sich freiwillig zum Kampf. Der Kriegsdienst war ideologisch überhöht, niemand hatte mehr persönliche Erinnerungen an die Schrecken, die Kriege immer mit sich bringen. Auch Rudolf Ditzen wollte in den Krieg ziehen, wurde aber ausgemustert. So kehrte er nach Posterstein zurück, wo er auf dem Rittergut dringend gebraucht wurde. Denn der Rittergutsbesitzer Walter Herrmann und sein Inspektor Schönekerl wurden eingezogen und plötzlich hatte der Eleve das Sagen. Er war fortan derjenige, der die verbliebenen Arbeitskräfte einteilte, die Produkte verkaufte, die Löhne auszahlte und die Obhut über Tiere und Felder hatte. Währenddessen zog sein jüngerer Bruder Ulrich in den Krieg, wo er sich unter anderem mit Ernst Rowohlt, Falladas späterem Verleger, anfreundete.
Die geschlossen erhaltene Sammlung der Feldpostbriefe Ulrich Ditzens ist Dokument und Quelle einer Generation, die von der Schulbank an die Front zog. Zwischen Gefechtslärm und Kriegsalltag bilden die Briefe einen Lebenslauf ab, dessen Fragmente den anonymen Gesamtdarstellungen und Schlachtverläufen die unmittelbare Wahrnehmung eines jungen Menschen als Soldat gegenüberstellen: Wünsche und Träume, Ängste und Hoffnungen, Ehrgeiz und Ekel, Sinnfragen an das eigene Leben und die Sehnsucht, endlich wieder nach Hause zu kommen.
Falladas Lebens- und Schreibort mit dem heutigen Hans-Fallada-Museum und -Archiv in Carwitz war Ausgangspunkt dieser Ausstellung, die auf der Grundlage von über 500 Feldpostsendungen und fast 300 Fotografien die kurze Biografie Ulrich Ditzens rekonstruiert und illustriert.
Weitere Informationen zu Rudolf Ditzens Zeit in Tannenfeld und Posterstein gibt es hier auf unserer Website und ganz ausführlich im Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“.